Sarah Travers
Während die Ozeane unseres Planeten mehr als 70 % der Erdoberfläche bedecken, sind nur 10 % des Meeresbodens ausreichend kartiert und in Geheimnisse gehüllt. Doch ein ehrgeiziges Projekt, das vom Ocean Frontier Institute (OFI) unterstützt wird, schreibt die Geschichte neu. Das von Dalhousie und der Memorial University geleitete Projekt Benthic Ecosystem Mapping & Engagement (BEcoME) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die in den Tiefen der Ozeane verborgenen Geheimnisse zu lüften und die Bedeutung der benthischen Lebensräume in unserem sich ständig verändernden Klima zu verstehen.
Bei ihrer Suche setzen die Wissenschaftler innovative Technologien ein, um die physikalischen Eigenschaften der Unterwasser-Ökosysteme genauestens zu erfassen. Ihre Expedition führte sie in die unberührten Gewässer rund um die Galápagos-Inseln, eine einzigartige Region im weiten Pazifik.
Mit Unterstützung des Schmidt Ocean Institute (SOI) begab sich das Team auf eine fünfwöchige Expedition mit dem Namen Project Zombie, an der 24 Wissenschaftler aus der ganzen Welt teilnahmen. Unter der Leitung des leitenden Wissenschaftlers Dr. John Jamieson und des Co-Leiters des BEcoME-Projekts, Dr. Craig Brown, war das Ziel klar: das Potenzial einer hochmodernen Bildgebungstechnologie namens Interferometric Synthetic Aperture Sonar (SAS) zu bewerten, die von Kraken Robotics entwickelt wurde.
Diese Technologie wurde zwar bereits im Verteidigungsbereich und bei Offshore-Energieanwendungen eingesetzt, aber noch nie für wissenschaftliche Zwecke getestet. Ziel der Reise des Teams war es, die Wirksamkeit des Systems bei der Kartierung des Meeresbodens und der Erforschung der rätselhaften Tiefen der Galápagos-Inseln zu ermitteln.
Die Ergebnisse waren geradezu verblüffend. Mit der Präzision der InSAS-Technologie entdeckten die Wissenschaftler drei hydrothermale Schlotfelder, darunter eines, das der Wissenschaft bisher unbekannt war und den treffenden Namen „Tortugas“ trägt. Diese Schlote, die in der Regel an tektonischen Plattengrenzen im Ozean liegen, sind dafür bekannt, dass sie einzigartiges Unterwasserleben beherbergen und wertvolle Metalle enthalten. Daher untersuchen Wissenschaftler jetzt ihr Ressourcenpotenzial und ihre Auswirkungen auf die Umwelt.
Doch das war noch nicht alles, was sie entdeckten. Durch einen glücklichen Zufall stießen die Forscher auf eine Kinderstube des Pazifischen Weißen Rochens, ein weltweit äußerst seltener Fund, und identifizierten 15 Arten von Meeresbodenlebewesen, die in dieser Region bisher nicht dokumentiert waren. Einige dieser neu entdeckten Arten könnten für die Wissenschaft sogar völlig neu sein.
In der Zwischenzeit leitete Dr. Katleen Robert vom Meeresinstitut der Memorial University eine separate Expedition an Bord der Falkor, die sich auf ein weiteres Ziel des BEcoME-Projekts konzentrierte: die dreidimensionale Kartierung von Tiefseekorallenhabitaten. Die Galápagos-Inseln mit ihren unberührten Tiefwasserkorallenriffen, die unter unterschiedlichen Umweltbedingungen existieren, boten eine einzigartige Gelegenheit für dieses Vorhaben.
Das Team von Dr. Robert nutzte den Laserscanner Voyis Insight Micro und das speziell ausgerüstete ferngesteuerte Fahrzeug (ROV) SuBastian, das Tiefen von bis zu 4.500 Metern erreichen kann. Ihre Bemühungen führten zu erstaunlichen Ergebnissen, darunter die Entdeckung von zwei Tiefseeriffen, von denen sich eines über eine beeindruckende Länge von 800 Metern erstreckt.
Diese Erkenntnisse tragen nicht nur zu einem besseren Verständnis des Nationalen Meeresschutzgebiets Galápagos bei, sondern auch zum Management des Meereskorridors im östlichen tropischen Pazifik. Das BEcoME-Projekt erweitert die Grenzen der Meeresforschung und setzt neue Kartierungstechnologien ein, um die verborgenen Wunder des Meeresbodens zu erforschen und einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ozeanen zu fördern.
In dem Maße, wie sich unser Wissen über die Tiefen des Ozeans erweitert, kommen wir der Enthüllung der Rätsel, die sich unter den Wellen verbergen, immer näher und sind optimistisch, einen tieferen Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unseres Planeten zu gewinnen.
