Die Aktien von Volkswagen und Renault, zwei der bedeutendsten europäischen Automobilhersteller, gaben deutlich nach, nachdem die Analysten der UBS den Anlegern empfohlen hatten, sich von diesen Aktien zu trennen. Die zunehmende Dominanz der chinesischen Automobilhersteller war ein Hauptanliegen.
Am späten Freitagabend waren die Aktien von Volkswagen um 4,4 % und die von Renault um 5,6 % gesunken. Dagegen blieb der STOXX Europe 600 Index unverändert.
UBS-Analysten aus der Schweiz änderten am Donnerstag ihr bisheriges neutrales Rating für beide Aktien in ein kritischeres „Sell“. Die Experten Patrick Hummel, David Lesne und Juan Perez-Carrascosa wiesen in ihrem Bericht darauf hin, dass es Volkswagen schwer fallen könnte, der zunehmenden Herausforderung durch chinesische Konkurrenten zu begegnen, ohne Einbußen bei den Gewinnen hinnehmen zu müssen.
Volkswagen, das China als seinen wichtigsten Markt betrachtet, musste dort einen Rückgang seiner Verkaufszahlen hinnehmen. Dieser Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass lokale Konkurrenten wie BYD, die von dem bekannten Investor Warren Buffett unterstützt werden, die meistverkaufte Marke in China sind und Volkswagen auf den zweiten Platz verdrängt haben.
Nach Ansicht der UBS-Analysten stellt die aufkommende Konkurrenz durch hochmoderne chinesische Elektrofahrzeuge (EVs) eine erhebliche Bedrohung dar. Sie betonten, dass die traditionellen Massenautohersteller am stärksten von Marktanteilsverlusten durch chinesische Konkurrenten und die zunehmende Konkurrenz durch Tesla bedroht sind.
Die Analysten zeigten sich besonders besorgt über Renault und stellten fest, dass die finanzielle Leistung des französischen Automobilherstellers keine Anzeichen einer Verbesserung aufweist.
Interessanterweise sind „Sell“- oder „Underperform“-Ratings von Analysten der Investmentbanken nicht üblich. Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab, dass nur etwa 9 % aller Vorschläge in diese Kategorie fallen. Auf der anderen Seite machten positive Bewertungen wie „Strong Buy“ oder „Buy“ 46 % aus. Dieses Muster korreliert mit früheren Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass Sell-Side-Analysten in der Regel zu Optimismus neigen, möglicherweise aufgrund des Drucks von Großanlegern.
Eine Studie aus dem Jahr 2013, die in der Zeitschrift „The Accounting Review“ veröffentlicht wurde, lieferte potenzielle Beweise dafür, dass einflussreiche Investoren die Sell-Side-Analysten dahingehend beeinflussen könnten, dass sie eine positivere Sichtweise einnehmen, was ihren Investitionsplänen zugute käme.
Chinas Bemühungen um die Elektrifizierung des Verkehrssektors sind ungebrochen. Im Juni wurden rekordverdächtige Verkäufe von E-Fahrzeugen gemeldet, die durch Preissenkungen und Anreize der lokalen Regierung begünstigt wurden, so die Daten des chinesischen Pkw-Verbandes (China Passenger Car Association).
Internationale Automobilgiganten wie Volkswagen und Renault sind bei diesem Wandel nicht unbeteiligt geblieben. Volkswagen hat kürzlich eine Beteiligung an Xpeng, einem chinesischen Hersteller von Elektrofahrzeugen, erworben, um seine Position in China zu stärken. Ebenso stellten Renault und Geely ihre Pläne für eine Partnerschaft vor, die sich auf die Entwicklung von Motoren für Hybridfahrzeuge und Fahrzeuge mit konventionellem Kraftstoff konzentriert und ein Investitionsvolumen von bis zu 7 Mrd. € (7,7 Mrd. $) umfassen könnte.
Während sich die globale Automobillandschaft im Umbruch befindet, unter anderem angetrieben durch die rasante Elektrifizierung in China, befinden sich traditionelle Automobilriesen wie Volkswagen und Renault am Scheideweg. Ihre Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen spiegelt eine umfassendere Strategie wider, um auf diesem sich entwickelnden Markt relevant und wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei der Bewältigung dieser Veränderungen bleibt jedoch die übergreifende Frage bestehen: Werden solche Partnerschaften ausreichen, um dem intensiven Wettbewerb zu trotzen, oder werden die Giganten weitere Innovationen benötigen, um ihre Marktposition zu sichern?