Die Finanzmärkte fahren seit fast zwei Jahren auf der Achterbahn der schwankenden Zinssätze. Die politischen Entscheidungsträger der Federal Reserve haben mit dem Problem der Inflationssteuerung in einem Umfeld steigender Staatsanleihenrenditen jongliert. Unter Experten zeichnet sich jedoch ein Konsens ab: Die Ära der steigenden Zinsen könnte sich dem Ende zuneigen.
„Die Tage steigender Zinssätze könnten bald vorbei sein“, heißt es in einer aktuellen Analyse. Diese Stimmung ist das Ergebnis von 19 Monaten historischer Zinserhöhungen. Das Ziel? Eindämmung der Inflation. Der Anstieg der langfristigen Renditen von Staatsanleihen könnte diese Maßnahmen jedoch überflüssig gemacht haben. Insbesondere die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen bewegen sich in der Nähe des höchsten Stands seit 2007. Während dieser Trend für die Wirtschaft Besorgnis erregend ist, ist er für die Fed gleichbedeutend damit, dass diese Renditen die schwere Arbeit erledigen.
Aber nicht nur die Experten der Federal Reserve sehen eine Trendwende. Die Wall Street teilt diesen Optimismus. Aktuelle Indikatoren, wie das CME FedWatch Tool, zeigen, dass die Chancen auf eine weitere Zinserhöhung durch die Fed im November sinken. Vergleichen Sie dies mit einem Monat zuvor, als die Marktchancen eher auf eine Zinserhöhung hindeuteten.
Das verheißt nichts Gutes für die amerikanischen Verbraucher. Erhöhte Renditen für Staatsanleihen bedeuten teurere Autokredite, Kreditkartenraten, Studentenschulden und, was noch wichtiger ist, explodierende Hypothekenzinsen. Infolgedessen sind die Hypothekenzinsen jetzt auf einem 23-Jahres-Hoch, und die Erschwinglichkeit von Immobilien ist auf ein Niveau gesunken, das seit 1984 nicht mehr erreicht wurde. Solche Verschiebungen sind den amerikanischen Haushalten nicht entgangen. Jüngste Daten der New Yorker Federal Reserve zeigen, dass die Amerikaner zunehmend besorgt sind, ob sie ihre Mindestschulden begleichen können.
Dieses scheinbar düstere Wirtschaftsbild könnte jedoch auch einen Silberstreif am Horizont haben. Normalerweise können Konjunkturabschwünge zu Preissenkungen führen. Mehrere Fed-Vertreter haben angedeutet, dass die derzeitigen Zinssätze ausreichen könnten, um die Inflation auf die gewünschte 2 %-Marke zu senken. Wie Philip Jefferson, der stellvertretende Leiter der Fed, in seiner jüngsten Rede treffend formulierte, ist man sich der sich verschärfenden finanziellen Bedingungen und der Auswirkungen auf den künftigen politischen Kurs bewusst. Auch andere Fed-Präsidenten wie Lorie Logan, Mary Daly und Raphael Bostic wiesen darauf hin, dass die Notwendigkeit künftiger Zinserhöhungen angesichts der aktuellen Renditen der Staatsanleihen geringer sei.
In einer etwas ironischen Wendung beflügelte die sich abzeichnende Beständigkeit der Fed-Politik die Märkte. Während die Aktienkurse stiegen, gingen die Renditen der Staatsanleihen entsprechend zurück, liegen aber immer noch in der Nähe ihrer jüngsten Höchststände.
In Zukunft werden alle Augen auf die kommenden Wirtschaftsindikatoren gerichtet sein, vor allem auf den Erzeugerpreisindex (PPI) und den Verbraucherpreisindex (CPI), um die nächsten Schritte der Fed zu entschlüsseln. Die aktuellen Schätzungen gehen von einem stabilen PPI und einem nachlassenden CPI aus, was die Annahme einer Plateauphase der Zinssätze weiter festigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die US-Finanzlandschaft an einem Scheideweg befindet. Obwohl es viele Herausforderungen gibt, insbesondere für die Verbraucher, herrscht vorsichtiger Optimismus, dass die Interventionen der Fed in Verbindung mit einer automatisierten Marktdynamik den Weg für wirtschaftliche Stabilität ebnen könnten. Wie bei jeder Wirtschaftsprognose gilt auch hier, dass nur die Zeit die Wahrheit sagen kann.