In einem beispiellosen Schritt erklärte die Europäische Union am Montag, dass sie Hunderte von Millionen Euro, die für die palästinensischen Behörden bestimmt waren, „unverzüglich“ aussetzen werde. Mit dieser Entscheidung reagiert EU-Kommissar Oliver Varhelyi auf das „Ausmaß des Terrors und der Brutalität“, das bei den Angriffen der Hamas auf Israel am Wochenende deutlich wurde.
Deutschland und Österreich, zwei wichtige Mitgliedstaaten der Europäischen Union, folgten diesem Beispiel und kündigten analoge Maßnahmen an. Diese Entwicklung spiegelt die wachsende Besorgnis der europäischen Staaten über die eskalierenden Spannungen in der Region wider.
Varhelyi unterstrich auf Twitter die Dringlichkeit der Situation mit den Worten: „Wir müssen handeln, und zwar sofort.“ Er stellte weiter klar, dass die EU das Recht Israels, sich zu verteidigen, nachdrücklich unterstützt, sofern es sich im Rahmen des Völkerrechts bewegt.
Interessanterweise kam Varhelyis Ankündigung der Aussetzung der Hilfe kurz nachdem EU-Beamte betont hatten, dass keine EU-Gelder an die Hamas fließen, eine Gruppe, die die EU als Terrororganisation bezeichnet. Die Beziehungen zwischen der EU und der Hamas sind seit über einem Jahrzehnt angespannt, wobei die Kontakte seit 16 Jahren eingefroren sind.
Da die Europäische Kommission nach wie vor der wichtigste Geber für die Palästinenser ist, könnte dieser Stopp weitreichende Folgen haben. Varhelyi wies darauf hin, dass die Kommission eine umfassende Überprüfung ihres Entwicklungsportfolios für die Palästinenser durchführt, das sich derzeit auf rund 691 Mio. Euro (730 Mio. USD) beläuft. Die eingeleiteten Maßnahmen sehen die sofortige Aussetzung aller Zahlungen und eine Pause bei allen neuen Haushaltsvorschlägen vor.
Die EU unterstützt seit langem den Zwei-Staaten-Ansatz für den Frieden in der Region, der seit den Osloer Verträgen von 1993 die Grundlage der internationalen Diplomatie bildet. Angesichts der aktuellen Lage hält es Varhelyi jedoch für dringend erforderlich, die „Grundlagen für Frieden, Toleranz und Koexistenz“ neu zu schaffen.
Dieses Engagement für den Frieden zeigt sich auch in den bisherigen Maßnahmen der EU. Seit dem Jahr 2000 hat die EU über das Amt für humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission (ECHO) und das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) 700 Millionen Euro an humanitärer Hilfe für die Palästinenser im Gaza-Streifen und im Westjordanland bereitgestellt.
Das deutsche Entwicklungsministerium bestätigte, dass es zwar keine direkte Finanzierung für die Palästinensische Autonomiebehörde gibt, aber 250 Millionen Euro an Hilfe zugesagt hat. Österreich friert derweil rund 19 Millionen Euro für die palästinensische Entwicklungshilfe ein.
Abschließend sei gesagt, dass diese Aussetzung das Engagement der EU für Frieden und Stabilität in der Region unterstreicht. Mit der Zurückhaltung der Hilfe senden die EU, Deutschland und Österreich ein deutliches Signal gegen die Aktionen der Hamas und bringen gleichzeitig ihren Wunsch zum Ausdruck, die humanitären Bedürfnisse des palästinensischen Volkes zu unterstützen. Während die Spannungen weiter zunehmen, warten die internationalen Akteure auf weitere Beratungen, um einen Weg in die Zukunft zu finden.