Ungarn ist die letzte Hürde in Schwedens Bestreben, der Nordatlantikvertrags-Organisation (NATO) beizutreten, was durch die jüngste Ratifizierung des schwedischen Beitrittsgesuchs durch die Türkei noch verstärkt wird. Das mitteleuropäische Land unter der Führung des konservativ-populistischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und seiner Fidesz-Partei steht unter internationaler Beobachtung und wird von den westlichen Partnern gedrängt, den Antrag Schwedens voranzutreiben. Orbáns frühere Zusicherungen, dass Ungarn nicht das letzte Land sein würde, das ratifiziert, wurden in Frage gestellt, was zu weit verbreiteten Spekulationen darüber führte, wann sich Budapest der Entscheidung Ankaras anschließen würde.
Orbán bekräftigt die Unterstützung seiner Regierung für die Aufnahme Schwedens in die NATO trotz des Widerstands von Fidesz-Gesetzgebern, die schwedische Politiker für ihre angeblich falschen Darstellungen des demokratischen Staates Ungarns kritisieren. Kritiker bestreiten jedoch die Existenz solcher parteiinterner Spaltungen und verweisen auf den einseitigen Einfluss Orbáns auf die ungarische NATO-Position. Im Gegensatz zur Türkei, die spezifische Vorbedingungen für den Beitritt Schwedens gestellt hat, hat Ungarn keine präzisen Forderungen formuliert, sondern nur angedeutet, dass es sich mehr Respekt von Stockholm wünscht.
Die Bemühungen der ungarischen Oppositionsparteien, eine parlamentarische Abstimmung zu diesem Thema herbeizuführen, wurden bisher von der Parlamentsmehrheit der Fidesz vereitelt. Agnes Vadai, eine Vertreterin der Opposition, betont den persönlichen Charakter von Orbáns Widerstand und führt ihn eher auf den Wunsch zurück, seinen internationalen Einfluss geltend zu machen, als auf irgendwelche politischen oder strategischen Gründe. Diese Sichtweise wird von Analysten geteilt, die Orbáns jüngste Kontakte mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson als Bestätigung seiner zentralen Rolle im Entscheidungsprozess ansehen, obwohl keine ausdrücklichen Bedingungen für den schwedischen NATO-Beitritt gestellt wurden.
Die Verzögerung der ungarischen Ratifizierung und Orbáns Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin haben bei den NATO-Verbündeten Frustration ausgelöst, insbesondere angesichts der strategischen Bedeutung einer Erweiterung des Bündnisses im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt. Die Befürchtung wächst, dass Orbáns Haltung Ungarn in der internationalen Gemeinschaft isolieren und die Beziehungen zu den westlichen Partnern belasten könnte.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklung der Situation aufmerksam und wartet darauf, dass Ungarn etwas unternimmt. Die Lösung dieser Frage wird sich nicht nur auf die Sicherheit Schwedens und die NATO-Erweiterung auswirken, sondern auch auf die diplomatische Haltung Ungarns und die Führungsrolle Orbáns auf der Weltbühne.