Der Ruhestand, der einst für das Erreichen eines bestimmten Alters und finanzielle Stabilität stand, wird für viele Kanadier immer mehr zu einem unerreichbaren Traum. Trotz des jüngsten Inflationsrückgangs fühlen sich viele Kanadier, insbesondere die über 50-Jährigen, nicht auf den Ruhestand vorbereitet, so ein neuer Bericht des National Institute on Ageing der Toronto Metropolitan University. Der Bericht zeigt einen besorgniserregenden Trend auf: Nur 35 % der Kanadier über 50 fühlen sich finanziell auf den Ruhestand vorbereitet. Dieses Gefühl wird noch dadurch verstärkt, dass 39 % sich nicht vorbereitet fühlen und 26 % nicht sicher sind, ob sie finanziell auf den Ruhestand vorbereitet sind.
Natalie Iciaszczyk, die Leiterin des Forschungsprogramms am National Institute on Ageing, bringt Licht ins Dunkel: „Die Inflation hat es für Kanadier, die noch arbeiten, schwieriger gemacht, über die Runden zu kommen, und das macht es für sie schwieriger, Geld für die Zukunft zurückzulegen.“ Diese Aussage unterstreicht die harte Realität, mit der sich viele konfrontiert sehen, da die Lebenshaltungskosten steigen und die Fähigkeit, für den Ruhestand zu sparen, schwindet. Lianne Di Rocco, Portfoliomanagerin bei BMO Nesbitt Burns, schließt sich dieser Meinung an und hebt hervor, dass das persönliche Vermögen schneller „abnimmt“, weil der Einzelne immer mehr Verantwortung für seine Altersvorsorge trägt und sich nicht mehr auf betriebliche Rentenpläne oder angemessene staatliche Unterstützung verlassen kann.
Der Bericht weist auch auf die Auswirkungen der steigenden Gesundheitskosten und der Pflegebedürftigkeit hin, die traditionell bei der Ruhestandsplanung nicht berücksichtigt werden, aber zunehmend an Bedeutung gewinnen. Diese Kosten machen die Ruhestandsplanung noch komplizierter, vor allem weil die Kanadier länger leben und im Alter mit gesundheitlichen Komplikationen zu kämpfen haben.
Di Rocco betont, wie wichtig es ist, für mehrere finanzielle und gesundheitliche Szenarien zu planen, um die mit dem Älterwerden verbundenen Risiken und die potenziellen Kosten für die Gesundheitsversorgung zu mindern. Sie schlägt vor, dass Finanzplaner verschiedene Szenarien modellieren sollten, einschließlich des möglichen Bedarfs an einer Pflegeperson, um ihre Kunden besser auf den Ruhestand vorzubereiten.
Die Ergebnisse des NIA-Berichts und die Erkenntnisse von Experten wie Iciaszczyk und Di Rocco verdeutlichen ein drängendes Problem: Der Ruhestand ist nicht mehr eine garantierte Lebensphase, sondern eine finanzielle Herausforderung, die viele Kanadier nur schwer bewältigen können. Da die Lebenshaltungskosten weiter steigen und sich die wirtschaftliche Landschaft weiterentwickelt, müssen Einzelpersonen und politische Entscheidungsträger die Rentenlücke, mit der Kanadas alternde Bevölkerung konfrontiert ist, erkennen und angehen.
Der Traum von einem komfortablen Ruhestand rückt für viele Kanadier immer mehr in unerreichbare Ferne. Die Herausforderungen durch steigende Lebenshaltungskosten, unzureichende Ersparnisse und unvorhergesehene Ausgaben für die Gesundheitsversorgung machen eine Neubewertung der Strategien für die Altersvorsorge erforderlich. Sowohl der Einzelne als auch die Regierung müssen proaktive Schritte unternehmen, um sicherzustellen, dass der Ruhestand ein realisierbares und erreichbares Ziel für alle Kanadier bleibt.