Die Planung des Ruhestands ist kein einmaliges Unterfangen, das für alle gilt. Die berühmte „4 %-Regel“, die 1994 von Bill Bengen entwickelt wurde, ist seit vielen Jahren ein Grundpfeiler der Strategie für das Alterseinkommen. Doch auch wenn die Einfachheit dieser Regelung zweifellos ihren Reiz hat, wird immer deutlicher, dass sie nicht für jeden Rentner geeignet ist. Angesichts der vielen alternativen Strategien, die in den Vordergrund rücken, ist es wichtig, die Nuancen zu verstehen und einen auf die individuellen Umstände zugeschnittenen Plan zu wählen.
Bill Bengen erkannte die Angst, dass die eigenen Ersparnisse nicht ausreichen, und leitete nach eingehender Recherche die 4 %-Regel ab. Das Prinzip besagt, dass bei einer Entnahme von etwa 4,2 % des Portfolios im ersten Jahr des Ruhestands und einer jährlichen Inflationsanpassung eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Ersparnisse etwa 30 Jahre lang halten. Wie Bengen selbst betonte, handelt es sich bei dieser „Regel“ jedoch eher um einen Leitfaden, der nicht unbedingt allgemein gilt. Seine grundlegenden Annahmen, wie eine 50:50-Allokation von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren und eine Rentenlaufzeit von 30 Jahren, sind möglicherweise nicht für jeden geeignet. Unterschiede im Budget, im variablen Einkommensbedarf oder in den Zeithorizonten können die Wirksamkeit der Regel drastisch verändern.
Um einen Ruhestandsplan zu erstellen, der den individuellen Bedürfnissen entspricht, müssen Faktoren wie das Gesamtguthaben auf dem Konto, die voraussichtliche Lebenserwartung, die Marktbedingungen und vieles mehr berücksichtigt werden. Hier sind fünf Strategien, die Sie in Erwägung ziehen sollten:
1. Überprüfen Sie die Entnahmeraten neu: Die 4 %-Regel bietet zwar einen Ausgangspunkt, ist aber möglicherweise nicht für jeden die realistischste oder nachhaltigste Rate. Einige Experten empfehlen Zinssätze von nur 3 %, um die Langlebigkeit des Portfolios zu erhöhen. Außerdem ist es wichtig, flexibel zu bleiben und die Auszahlungen an unvorhersehbare Lebensereignisse und die Marktdynamik anzupassen.
2. Optimieren Sie die Leistungen der Sozialversicherung: Die rechtzeitige Inanspruchnahme von Sozialversicherungsleistungen kann das Renteneinkommen erheblich steigern. Wenn Sie bis zum Alter von 70 Jahren warten, können Sie Ihre monatliche Leistung maximieren.
3. Vermögensallokation überdenken: Bengens Studie unterstreicht die Vorteile einer Erhöhung des Aktienanteils auf bis zu 75 %. Diese Umschichtung könnte eine mögliche Strategie für diejenigen sein, die ein höheres Portfoliowachstum anstreben.
4. RMDs strategisch planen: Erforderliche Mindestausschüttungen bieten möglicherweise eine realistischere Einkommensstrategie als die 4 %-Regel, zumal diese jährlich auf der Grundlage der Kontostände und der geschätzten Lebenserwartung neu berechnet werden.
5. Proaktive Verwaltung der Ausgaben: Die Ausgaben können ein entscheidender Faktor für die Gesundheit des Portfolios sein. Strategische Entscheidungen hinsichtlich der Wahl des Lebensstils, des Standorts und der Minimierung der Investitionskosten können sich erheblich auf die Altersvorsorge auswirken.
Obwohl die 4 %-Regel vielen Menschen, die sich dem Ruhestand nähern, als Vorbild gedient hat, ist es klar, dass eine breitere Perspektive erforderlich ist. Die Planung des Ruhestands ist ein komplexes Unterfangen, bei dem jeder Einzelne seinen eigenen Weg gehen muss. Indem sie verschiedene Strategien in Betracht ziehen und die entsprechenden Hebel in Bewegung setzen, können Rentner einen Ruhestandsplan erstellen, der ihnen Komfort und Seelenfrieden bietet.