China: Atomkraftwerke in Rekordzeit – der Westen schaut zu

August 22, 2024
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Kontinuität und Effizienz

China zeigt eindrucksvoll, wie effizient und erfolgreich der Bau von Atomkraftwerken (AKW) sein kann, während Europa und die USA mit immensen Herausforderungen kämpfen. Seit dem Beginn seines Atomprogramms in den 1980er Jahren hat China eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen: 57 Reaktoren sind in Betrieb, 30 weitere im Bau, und allein in den Jahren 2022 und 2023 wurden jeweils zehn neue Reaktoren genehmigt. Der jüngste Meilenstein wurde im August 2023 erreicht, als elf weitere Reaktoren grünes Licht erhielten.

Chinas Erfolgsrezept: Kontinuität und Standardisierung

Ein Blick auf die Baugeschichte von Atomkraftwerken zeigt deutlich, warum China derart erfolgreich ist. Während westliche Nationen immer wieder ihre Programme unterbrechen oder verzögern, zieht China seine Projekte ohne Unterbrechungen durch. Diese Kontinuität verhindert das „Erfahrungsvakuum“, das in anderen Ländern oft entsteht, wenn der Bau neuer Reaktoren gestoppt wird. Zudem setzt China auf eine konsequente Standardisierung der Reaktortypen, was die Effizienz und Zuverlässigkeit im Bauprozess erheblich steigert.

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In Europa und den USA hingegen sieht die Lage ganz anders aus. Hier sind Atomprojekte häufig mit Verzögerungen, explodierenden Kosten und technischer Komplexität konfrontiert. Bent Flyvbjerg, ein renommierter dänischer Ökonom und Experte für Großprojekte, beschreibt die Situation eindringlich: „Die Industrie weiß, dass sie den Bau standardisieren muss, aber trotz vieler Versuche ist sie nicht in der Lage, Kernenergie im Plan und zu niedrigen Kosten zu liefern.“ Diese Problematik spiegelt sich in den Zahlen wider: Kernkraftwerke werden im Durchschnitt 120 Prozent teurer als ursprünglich geplant, End- und Zwischenlager sogar um 238 Prozent.

Sicherheitsanforderungen und strategische Fehldarstellungen

Ein wesentlicher Grund für die enormen Kostensteigerungen liegt in den strengen Sicherheitsvorschriften. Nach jeder großen Katastrophe – sei es Three Mile Island, Tschernobyl oder Fukushima – wurden die Anforderungen an den Bau und Betrieb von Kernkraftwerken verschärft. Diese Anpassungen erhöhen nicht nur die Komplexität, sondern auch die Kosten und die Bauzeit erheblich.

Doch es gibt noch ein weiteres Problem: die strategische Fehldarstellung von Projekten. Um politische Unterstützung und Finanzierung zu erhalten, werden die Vorteile neuer Atomkraftwerke häufig übertrieben dargestellt, während Risiken und Kosten bewusst kleingeredet werden. Flyvbjerg beschreibt diesen Prozess als „strategische Falschdarstellung“, die zu massiven Problemen führt, sobald der Bau beginnt. Dann zeigt sich die Realität, und das „Window of Doom“, wie Flyvbjerg es nennt, öffnet sich: „Es dauert ewig, ein Kernkraftwerk zu bauen. Zehn oder 15 Jahre sind keine Seltenheit.“

Das „Window of Doom“ – eine unaufhaltsame Kette von Komplikationen

Das „Window of Doom“ ist eine Phase während des Baus, in der eine Vielzahl von unvorhergesehenen Komplikationen auftreten kann. Dazu gehören unter anderem steigende Zinsen, schwankende Ölpreise, politische Konflikte und sogar Naturkatastrophen. Je länger der Bau eines Atomkraftwerks dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass solche Ereignisse eintreten und den Bau zusätzlich verzögern oder verteuern.

Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die französische EDF, die wegen ihrer finanziellen Schwierigkeiten vom Staat gerettet werden musste. Die amerikanische Firma Westinghouse, einst ein Gigant in der Atomindustrie, meldete während des Baus neuer Reaktoren Insolvenz an.

Die Zukunft der Kernenergie: Kann der Westen aufholen?

Trotz dieser düsteren Bilanz gibt es in Europa und den USA weiterhin Pläne, die Atomkraft auszubauen. Die USA und 21 weitere Staaten haben angekündigt, ihre Atomkapazitäten bis 2050 verdreifachen zu wollen. Dieses ambitionierte Ziel sieht den Bau von über 1000 neuen Atomkraftwerken vor. Doch Experten wie Flyvbjerg sind skeptisch, ob dies gelingen kann. Die einzige Chance für den Westen, im globalen Wettbewerb zu bestehen, sieht er in einer radikalen Standardisierung der Projekte, ähnlich wie sie in China praktiziert wird.

Ohne eine solche Reform wird der Westen weiterhin mit explodierenden Kosten, verzögerten Projekten und einem schwindenden Vertrauen in die Atomindustrie zu kämpfen haben. Das Rennen um die Vorherrschaft in der globalen Atomwirtschaft könnte dann endgültig zugunsten Chinas entschieden werden.

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