Mit der Weiterentwicklung von Social-Media-Plattformen rücken Monetarisierungsstrategien und Nutzerpräferenzen immer mehr in den Vordergrund. Eine dieser Entwicklungen ist TikToks Versuch, ein werbefreies Monatsabonnement anzubieten. Der Schritt des chinesischen Unternehmens, einen solchen Dienst in einem englischsprachigen Markt zu testen, der derzeit noch nicht bekannt gegeben wird, spiegelt einen breiteren Branchentrend wider, da die Plattformen mit dem Gleichgewicht zwischen Werbeeinnahmen und Nutzererlebnis ringen.
Laut BBC kostet der werbefreie Dienst von TikTok in der Testphase 4,99 Dollar (4,13 Euro). Einzelheiten über den Ort des Tests werden jedoch nicht bekannt gegeben. Die Muttergesellschaft von TikTok, ByteDance, erzielt mit diesem Schritt weiterhin beeindruckende Umsätze. Obwohl ByteDance keine Finanzergebnisse veröffentlicht, soll das Unternehmen im Jahr 2022 85 Mrd. Dollar (70 Mrd. Pfund) eingenommen haben. Insider Intelligence schätzt, dass davon allein TikTok 9,98 Milliarden Dollar durch Werbung generiert hat.
Während TikTok sich an dieses neue Modell wagt, erwägt auch Meta, das Konglomerat hinter Facebook und Instagram, eine ähnliche Initiative. Der auf den EU-Markt ausgerichtete Plan sieht vor, dass die Nutzer für die Abmeldung von personalisierter Werbung bezahlen. Der vorgeschlagene Preis liegt bei etwa 10 € (8,68 £) monatlich für die Desktop-Nutzung und 13 € für mobile Nutzer. Dieser Schritt ist zum Teil eine Reaktion auf die strengen EU-Werbevorschriften, in deren Folge Meta von der irischen Datenschutzkommission mit einer saftigen Geldstrafe von 390 Millionen Euro belegt wurde.
Brooke Erin Duffy von der Cornell University äußerte sich zu den möglichen Herausforderungen bei der Einführung kostenpflichtiger, werbefreier Modelle. Sie wies darauf hin, dass jüngere Nutzer diese Plattformen als „kostenlos“ betrachten und sich einer Verlagerung zu kostenpflichtigen Modellen widersetzen könnten. Maddie Hill, eine 22-jährige Influencerin, bestätigte diese Ansicht und erklärte, dass sie sich zwar immer der Werbung bewusst war, diese aber nie besonders aufdringlich war, insbesondere auf Plattformen wie TikTok.
Die Verlagerung der digitalen Landschaft hin zu einem werbegestützten „kostenlosen“ Modell oder einer werbefreien Premium-Version ist nicht ganz neu. Plattformen wie YouTube und das frühere Twitter haben in dieser Hinsicht Pionierarbeit geleistet, indem sie ihren Nutzern gegen eine bestimmte monatliche Gebühr weniger oder sogar gar keine Werbung anbieten.
Es bleibt abzuwarten, ob Unternehmen wie TikTok und Meta in diesem sich wandelnden Terrain das werbefreie Abo-Modell zum Mainstream-Angebot machen werden oder ob die Nutzer, insbesondere die jüngere Generation, am ursprünglichen „kostenlosen“ Wesen der Plattformen festhalten werden.