Die positive Entwicklung an der Frankfurter Börse setzt sich fort, nachdem der DAX, das deutsche Börsenbarometer, am Dienstagmittag um 0,7 Prozent auf 18.977 Punkte gestiegen war. Kurzzeitig erreichte er sogar die Marke von 19.029 Punkten, bevor er sich wieder leicht abwärts bewegte. Zum Handelsschluss notierte der Index bei 19.006 Punkten, was einem Plus von 0,8 Prozent entspricht. Damit rückt das Rekordhoch von 19.045 Punkten erneut in greifbare Nähe. Auch der EUROSTOXX50, der führende europäische Aktienindex, zeigte eine starke Performance und legte um 1,0 Prozent auf 4933 Punkte zu.
Der Aufschwung an den europäischen Märkten wird maßgeblich durch ein umfangreiches Konjunkturpaket in China angetrieben. Die chinesische Regierung hat weitreichende Maßnahmen angekündigt, um die Konjunktur zu stützen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets, betont die Bedeutung dieser Maßnahmen: „Gerade jetzt, wo Deutschlands Wirtschaft schwächelt, verbessern sich die Exportaussichten nach Fernost.“ Die Volksrepublik China ist nicht nur für die deutsche Automobilindustrie ein bedeutender Absatzmarkt, sondern spielt auch für die gesamte Exportwirtschaft eine zentrale Rolle.
Die deutschen Automobilhersteller profitieren besonders von den stimulierenden Maßnahmen in China. Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Inland, wie einer schwachen Binnenkonjunktur und der schleppenden Industrieproduktion, kommt die Unterstützung aus Fernost zur rechten Zeit. „Deutschlands Export profitiert insgesamt von den Maßnahmen Pekings“, erklärt Stanzl weiter. Die Absatzzahlen für deutsche Fahrzeuge und Maschinen könnten dadurch stabilisiert und möglicherweise sogar gesteigert werden.
Der positive Effekt des China-Pakets auf den deutschen Aktienmarkt zeigt sich auch in der Performance einzelner Unternehmen. So legten die Aktien der großen Automobilkonzerne wie Volkswagen, BMW und Daimler überdurchschnittlich zu. Auch die Papiere von Maschinenbauern wie Siemens und Thyssenkrupp verzeichneten Gewinne. Die Marktteilnehmer setzen darauf, dass die expansive Wirtschaftspolitik Chinas die Nachfrage nach deutschen Exportgütern langfristig stützen wird.
Doch nicht nur die deutschen, sondern auch die europäischen Aktienmärkte insgesamt profitieren von den Nachrichten aus China. Der EUROSTOXX50, der die 50 größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone abbildet, erreichte mit 4946 Punkten einen neuen Jahreshöchststand. Damit knüpft der Index an die positive Entwicklung der letzten Wochen an und setzt seinen Aufwärtstrend fort. Neben der Erholung in China tragen auch die leicht positiven Konjunkturdaten aus den USA zur Marktstabilisierung bei.
Trotz der aktuellen Euphorie bleibt die Unsicherheit am Markt bestehen. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nach wie vor fragil, und die Sorgen um eine Rezession in Europa sind nicht vom Tisch. Zudem belasten geopolitische Spannungen und die hohe Inflation weiterhin das Investitionsklima. Anleger sollten daher auch in den kommenden Wochen mit stärkeren Schwankungen an den Börsen rechnen.
Alles in allem bietet das Konjunkturpaket Chinas kurzfristig eine willkommene Entlastung für die deutschen Exporteure und den DAX. Ob der Aufschwung jedoch nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Analysten wie Jochen Stanzl mahnen zur Vorsicht: „Die Exportabhängigkeit Deutschlands ist Fluch und Segen zugleich.“ Langfristig müsse die deutsche Wirtschaft eigene Wachstumsimpulse setzen, um unabhängig von äußeren Einflüssen wie der chinesischen Konjunkturpolitik zu sein.