Rekordregen erwartet
Das Tief „Anett“ bringt in den kommenden Tagen enorme Regenmengen nach Mitteleuropa. Insbesondere Österreich und Tschechien müssen sich auf heftige Niederschläge einstellen, die potenziell katastrophale Folgen haben könnten. Behörden warnen bereits vor Überschwemmungen und Evakuierungen. Auch in Süddeutschland wird es nass, doch hier wird die Lage wohl weniger dramatisch ausfallen.
Starke Regenfälle in Österreich und Tschechien
Das Tief „Anett“ hat sich über der Adria mit Feuchtigkeit vollgesogen und wird nun vor allem die Ostalpenregionen mit Regen überziehen. Besonders Österreich und Tschechien stehen im Fokus der Unwetterwarnungen. In den nächsten drei Tagen könnten in Teilen dieser Länder Niederschläge von 250 bis 350 Litern pro Quadratmeter fallen. Besonders besorgniserregend ist die Lage in Niederösterreich. Laut Meteorologen könnten dort bis zu 430 Liter pro Quadratmeter fallen, was zu Überschwemmungen führen könnte. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Jahresniederschlag in Berlin beträgt 581 Liter.
An der Donau wird es über drei Tage ununterbrochen regnen. Glücklicherweise kommt der Fluss mit einem niedrigen Pegel aus Deutschland, da es dort derzeit vergleichsweise trocken ist. Dennoch reichen die prognostizierten Regenmengen, um eine potenziell gefährliche Hochwassersituation zu verursachen. Die österreichischen Behörden haben bereits Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, und es gilt eine offizielle Reisewarnung.
Kälte bringt in Österreich Erleichterung
Ein Faktor, der die Situation in Österreich etwas entschärft, ist die einsetzende Kälte, die mit den Regenfällen einhergeht. Die Schneefallgrenze ist bereits auf unter 1000 Meter gesunken. In den höheren Lagen, etwa in den Zillertaler Alpen, sind bereits 50 bis 60 Zentimeter Neuschnee gefallen. Diese Schneemengen helfen dabei, den Wasserabfluss in die Flüsse zu verzögern, da das Wasser vorerst als Schnee in den Bergen bleibt.
Tschechien in höchster Alarmbereitschaft
Anders sieht es in Tschechien aus, wo die Niederschläge fast ausschließlich als Regen niedergehen werden. Laut einigen Prognosen könnten bis zu 470 Liter pro Quadratmeter fallen. Der Großteil dieses Wassers wird in die Elbe fließen, was nicht nur Tschechien, sondern auch Deutschland vor Herausforderungen stellt. „Die Lage erinnert an das Oder-Hochwasser von 1997 und das Elbehochwasser von 2002“, warnte der tschechische Umweltminister Petr Hladik. Die Behörden in Tschechien haben bereits damit begonnen, Wasser aus Staudämmen abzulassen, um Platz für die neuen Regenmengen zu schaffen. Menschen, die in gefährdeten Gebieten leben, wurden aufgefordert, sich auf Evakuierungen vorzubereiten und ihre Keller zu räumen.
Polen bereitet sich auf Stromausfälle vor
Auch in Polen wird mit heftigen Regenfällen gerechnet, vor allem im Süden des Landes. Die Behörden warnen vor Stromausfällen und raten den Bürgern, Vorkehrungen zu treffen. „Menschen, die in der Nähe von Flüssen im Erdgeschoss wohnen, sollten sich auf Hochwasser einstellen“, erklärte der polnische Vize-Innenminister Wieslaw Lesniakiewicz. Garagen und Erdgeschosse sollten geräumt, Autos an sichereren Orten geparkt werden. Außerdem könne es zu Ausfällen in der Trinkwasserversorgung kommen, so Lesniakiewicz weiter.
Süddeutschland bleibt nicht verschont
Auch der deutsche Südosten wird von dem Unwetter betroffen sein, wenn auch in etwas abgeschwächter Form. Die stärksten Regenfälle werden zwischen dem Karwendelgebirge und dem Berchtesgadener Land erwartet, wo zwischen Freitag und Montagabend 100 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter möglich sind. In Sachsen, speziell im Erzgebirge, könnten es bis zu 100 Liter werden. Diese Mengen reichen aus, um örtlich begrenzte Überschwemmungen und eventuell sogar Erdrutsche zu verursachen.
Verkehrschaos und Evakuierungen
In Österreich sind bereits erste Verkehrsbehinderungen gemeldet. So wurde die Bahnstrecke zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein im Salzburger Land aufgrund von starkem Schneefall gesperrt. Auch mehrere Straßen sind aufgrund umgestürzter Bäume und steckengebliebener Fahrzeuge blockiert. In höheren Lagen besteht Schneekettenpflicht, und die Großglockner Hochalpenstraße wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die Österreichische Bundesbahn hat eine offizielle Reisewarnung ausgesprochen. Für Touristen, die sich in den Alpen aufhalten, besteht in den höheren Lagen Lebensgefahr. Ein plötzlich einsetzender Schneesturm in den Dolomiten hat bereits ein Menschenleben gefordert – eine Kanadierin wurde von den Schneemassen überrascht und konnte nicht gerettet werden.
Eine angespannte Wettersituation in Mitteleuropa
Mitteleuropa steht vor einem Wochenende extremer Wetterbedingungen. Während die Kälte den Österreichern möglicherweise etwas Erleichterung bringt, stehen die Menschen in Tschechien vor einer besonders angespannten Lage. Die Behörden in allen betroffenen Ländern arbeiten rund um die Uhr, um die schlimmsten Folgen der Regenfälle abzuwenden. Hochwasser, Erdrutsche und Evakuierungen sind jedoch kaum noch zu verhindern. Besonders für die Menschen in Niederösterreich und in den von der Elbe betroffenen Regionen Tschechiens und Deutschlands bleibt die Lage kritisch.