Um der anhaltenden Inflation und der bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit der kanadischen Wirtschaft zu begegnen, hat die Bank of Canada ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt angehoben. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Wechsel in der Politik, da die Bank zuvor die Straffung der Geldpolitik ausgesetzt hatte. Die Zinserhöhung, die den Leitzins mit 4,75 % auf den höchsten Stand seit 2001 bringt, hat Auswirkungen auf Hypothekenzinsen und Haushaltsbudgets. Die Entscheidung der Zentralbank spiegelt die unerwartete Stärke der kanadischen Wirtschaft und die Sorgen über das Inflationsniveau wider.
Überraschende Wirtschaftsleistung
Die kanadische Wirtschaft übertraf im ersten Quartal die Erwartungen, angetrieben von anhaltenden Konsumausgaben und robusten Neueinstellungen durch Unternehmen. Darüber hinaus hat der Immobilienmarkt begonnen, sich zu erholen, während die Inflation im April einen leichten Anstieg verzeichnete. Die „bedingte Pause“ der Bank of Canada bei den Zinserhöhungen zu Beginn dieses Jahres, in der Annahme, dass die Kreditkosten ausreichen würden, um die Wirtschaft abzukühlen und die Inflation zu senken, hat sich jedoch nicht wie erwartet entwickelt.
Anhaltende Inflation und Geldpolitik
Die Entscheidung der Bank, die Zinsen zu erhöhen, beruht auf der Erkenntnis, dass der Nachfrageüberhang in der Wirtschaft hartnäckiger ist als ursprünglich angenommen. Die Geldpolitik wurde als nicht ausreichend restriktiv angesehen, um das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wiederherzustellen und damit die Inflation auf dem 2 %-Ziel zu halten. Obwohl die Inflation seit ihrem Höchststand im letzten Jahr zurückgegangen ist, gibt sie weiterhin Anlass zur Sorge. Die Ökonomen sagen für diesen Sommer einen Rückgang auf etwa 3 % voraus, befürchten aber, dass er „deutlich über“ dem Zielwert bleiben könnte, wenn es nicht zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt.
Auswirkungen auf Hypothekennehmer und Wohnungsmarkt
Die Zinserhöhung wird unmittelbare Auswirkungen auf die Inhaber von Hypothekenkrediten haben, da die kanadischen Hypothekenzinsen steigen werden. Dies wiederum wird die Haushaltsbudgets weiter belasten und möglicherweise die Aktivität auf dem Wohnungsmarkt bremsen. Der Immobilienmarkt, der im Frühjahr einen Aufschwung erlebt hat, insbesondere in Großstädten wie Vancouver und Toronto, könnte sich abschwächen. Die Canadian Real Estate Association meldete einen Anstieg der Hausverkäufe um 11,3 % von März auf April, begleitet von einem Anstieg des nationalen Hauspreisindexes um 1,6 % im April.
Marktreaktion und Zukunftsaussichten
Die Entscheidung der Bank of Canada überraschte die Anleihenhändler und führte unmittelbar nach der Ankündigung zu einem deutlichen Anstieg der Renditen zweijähriger kanadischer Staatsanleihen um 20 Basispunkte. Obwohl die Entscheidung angesichts der jüngsten Signale der Bank nicht völlig unerwartet kam, hat sie zu Spekulationen über künftige Zinserhöhungen geführt. Die Zinsswaps, die die Markterwartungen widerspiegeln, zeigen nun eine Wahrscheinlichkeit von etwa 60 % für eine weitere Zinserhöhung im Juli und eine Wahrscheinlichkeit von 85 % bis September.
Die Zentralbank hat betont, dass sie die Inflationsdynamik, die Kerninflationswerte, das Lohnwachstum und die Inflationserwartungen genau beobachten wird. Es bleibt ungewiss, ob diese Zinserhöhung der Beginn einer neuen Phase der geldpolitischen Straffung ist oder ob weitere Anpassungen folgen werden. Ökonomen bieten verschiedene Theorien an, um zu erklären, warum frühere Zinserhöhungen nicht die erwarteten Auswirkungen hatten, darunter Faktoren im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und verlängerte Amortisationszeiten für Inhaber von Hypotheken mit variablem Zinssatz.
Die Entscheidung der Bank of Canada, die Zinssätze zu erhöhen, spiegelt also ihre Besorgnis über die hartnäckige Inflation und die anhaltende Stärke der kanadischen Wirtschaft wider. Während der Schritt darauf abzielt, die Kaufkraft des kanadischen Dollars langfristig zu stabilisieren, könnte er unmittelbare Folgen für Hypothekenbesitzer und den Immobilienmarkt haben. Da die Zentralbank weiterhin Inflationstrends und Wirtschaftsindikatoren bewertet, sind künftige Zinserhöhungen weiterhin möglich. Die Reaktion der Märkte und die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten werden Aufschluss über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen und ihre Auswirkungen auf die Inflation und die Gesamtwirtschaft geben.