Ein neuer Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) verdeutlicht den beunruhigenden Zustand der weltweiten Gleichstellung der Geschlechter. Es wird prognostiziert, dass es sage und schreibe 131 Jahre dauern könnte, um die Kluft zwischen Männern und Frauen zu schließen.
Der „Global Gender Gap Report 2023“ des WEF zeigt, dass die Fortschritte bei der Verwirklichung der Geschlechterparität nur schleppend vorankommen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Kluft zwischen den Geschlechtern insgesamt nur um 0,3 % verringert.
Die Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit einer konzertierten Aktion, um Rückschläge durch die COVID-19-Pandemie, wirtschaftliche Herausforderungen und geopolitische Krisen zu bewältigen.
Langsamer Fortschritt weckt Besorgnis
Trotz leichter Verbesserungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Überlebensrate und politische Teilhabe weist der Bericht auf einen besorgniserregenden Rückgang der wirtschaftlichen Teilhabe hin, was auf eine Krise nach der Pandemie hindeutet.
Dieser schleppende Aufschwung, gepaart mit dem technologischen Fortschritt und dem Klimawandel, stellt ein erhebliches Risiko für die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen dar und hat weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft.
Hochrechnungen und Index-Ranglisten
Das WEF schätzt, dass das Erreichen der globalen wirtschaftlichen Parität 169 Jahre dauern könnte, während die politische Parität 162 Jahre dauern könnte.
Von den 146 Ländern, die im Rahmen des Gender Gap Index bewertet wurden, haben es nur neun geschafft, mindestens 80 % ihrer geschlechtsspezifischen Unterschiede zu beseitigen. Island ist zum 14. Mal in Folge das Land mit der größten Gleichstellung von Frauen und Männern und hat beeindruckende 91,2 % seiner geschlechtsspezifischen Unterschiede geschlossen.
Alarmierende Position der Vereinigten Staaten
Die Vereinigten Staaten, die bei der Gleichstellung der Geschlechter auf Platz 43 rangieren, mussten im Vergleich zum Vorjahr eine Verschlechterung des Gesamtrankings hinnehmen. Mit einem Paritätswert von 74,8 % verzeichnete das Land einen starken Rückgang, der in erster Linie auf eine deutliche Verschlechterung des Index für politische Teilhabe zurückzuführen ist, der die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der politischen Entscheidungsfindung auf hoher Ebene misst.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Vereinigten Staaten der Schließung dieser Lücke und der Wiederbelebung der Vertretung von Frauen in politischen Bereichen Priorität einräumen müssen.
Aufruf zu dringendem Handeln
Saadia Zahidi, Geschäftsführerin des WEF, betonte, wie wichtig es ist, den Fortschritt in Richtung Geschlechterparität zu beschleunigen.
Neben der Verbesserung der Ergebnisse für Frauen und Mädchen würden solche Fortschritte auch der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt zugute kommen. Zahidi betonte, dass die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter das Wirtschaftswachstum ankurbeln, die Innovation fördern und die Widerstandsfähigkeit angesichts der Herausforderungen erhöhen würde.
Gleichstellung der Geschlechter als globaler Imperativ
Die Ergebnisse des Berichts sind ein Weckruf für die Länder und die politischen Entscheidungsträger, sich erneut für die Schließung der Geschlechterkluft einzusetzen.
Die Bemühungen sollten sich auf die Umsetzung von Strategien und Maßnahmen konzentrieren, die die wirtschaftliche Chancengleichheit fördern, den Zugang zu hochwertiger Bildung und Gesundheitsversorgung verbessern und Frauen in Entscheidungspositionen stärken. Die Schaffung eines Umfelds, das der Gleichstellung der Geschlechter förderlich ist, bringt nicht nur die Frauen voran, sondern fördert auch den gesellschaftlichen Fortschritt und die wirtschaftliche Stabilität.
Durch die Beschleunigung der Fortschritte auf dem Weg zur Geschlechterparität können Gesellschaften und Volkswirtschaften unermesslich profitieren und eine gerechtere und wohlhabendere Zukunft für alle sicherstellen. Es ist an der Zeit, dass Nationen auf der ganzen Welt die Gleichstellung der Geschlechter als eine globale Notwendigkeit begreifen und sich für eine integrativere und gerechtere Gesellschaft einsetzen.