In diesem Jahr erlebt Gold, der bewährte Zufluchtsort für vorsichtige Anleger, einen überraschenden Abschwung. Da der Preis mit $1.831,80 pro Feinunze den niedrigsten Stand seit März erreicht hat, spekulieren viele über die künftige Rolle dieses Edelmetalls in der Weltwirtschaft.
Ein wesentlicher Faktor, der zu diesem Rückgang beiträgt, ist der Anstieg der Anleiherenditen und die Stärke des Dollars. Wenn die Anleiherenditen in die Höhe schießen, sind Staatsanleihen der Liebling der Anleger. Sie versprechen regelmäßige Erträge im Vergleich zum unberechenbaren Goldmarkt. Der Anstieg des Dollarkurses hat noch einen weiteren Nebeneffekt: Er verteuert den Erwerb von Gold, das in der Regel in Dollar gehandelt wird, für ausländische Investoren.
Das Blatt wendete sich zu Beginn des Jahres zugunsten von Gold, als es fast einen neuen Rekordwert erreichte. Dieser Aufschwung war unmittelbar auf die Kombination aus Zusammenbrüchen regionaler US-Banken und anhaltender Inflation zurückzuführen. Die allgemeine Meinung war, dass diese Rückschläge die US-Notenbank dazu veranlassen würden, ihre Zinserhöhungsstrategie zu unterbrechen, was Gold wieder attraktiv machen würde.
In den darauffolgenden Monaten zeigte sich jedoch ein anderes Bild. Im Bankensektor gab es robuste Anzeichen für eine Erholung, und der US-Arbeitsmarkt und die Wirtschaft zeigten sich bemerkenswert widerstandsfähig. Diese Entwicklungen haben die Befürchtung wieder aufleben lassen, dass die Zentralbank die hohen Zinsen für längere Zeit beibehalten könnte.
Um diese Spekulationen weiter anzuheizen, hat die US-Notenbank vor kurzem ihre Pläne für eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr bekannt gegeben, die sie bis 2024 beibehalten will. Diese Entscheidung hat die Renditen der US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren steigen lassen und gleichzeitig den Dollar gestärkt.
Die Auswirkungen dieser Finanzbewegungen sind in verschiedenen Sektoren zu spüren. Vor allem Edelmetallminen haben die Hauptlast zu tragen: Bedeutende Namen wie Barrick Gold, Kinross Gold und Northam Platinum verzeichneten im vergangenen Quartal Kursverluste von 11 %, 3 % bzw. 22 %. Auch der beliebte börsengehandelte Fonds SPDR Gold Shares blieb nicht verschont und verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 5 %.
Trotz dieser schwierigen Zeiten für Gold ist es erwähnenswert, dass seine Anziehungskraft nicht völlig verschwunden ist. Einzelhandelsriesen wie Costco berichten von einem regen Verkauf von Goldbarren, wenn sie auf ihrer Website wieder aufgestockt werden. Anlageexperten wie Matt Dmytryszyn sagen voraus, dass sich der Goldpreis in den kommenden Monaten zwischen 1.700 und 1.900 Dollar bewegen könnte. Auch wenn die Zukunft des Goldes ungewiss bleibt, nimmt es zweifellos immer noch einen zentralen Platz in der Weltwirtschaft ein.