Goldpreis auf Rekordniveau: Der Westen steht unter Zugzwang

August 21, 2024
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Die globalen Goldpreise haben einen historischen Höchststand erreicht, als der Spotpreis für eine Unze Gold gestern USD 2.531,60 (ca. EUR 2.275,33) erreichte. Dieser Preisanstieg von 1 % innerhalb eines Tages bedeutet, dass ein Standard-Goldbarren von 400 Unzen (12,4 kg) nun mehr als eine Million US-Dollar wert ist. Diese Marke mag auf den ersten Blick symbolisch erscheinen, doch sie deutet auf tiefgreifende Veränderungen auf dem internationalen Goldmarkt hin.

Ein Blick in die Vergangenheit: Vom Goldstandard zur Finanzkrise

Um die aktuelle Dynamik zu verstehen, lohnt es sich, die Entwicklung des Goldpreises über die Jahrzehnte hinweg zu betrachten. In den frühen 1970er Jahren, als der US-Dollar vom Goldstandard losgelöst wurde, kostete eine Unze Gold gerade einmal etwas über $100. Doch die wirtschaftlichen Turbulenzen und die steigende Inflation am Ende des Jahrzehnts trieben den Preis 1980 auf über $820 pro Unze. Zwar fiel der Preis in den Folgejahren wieder, doch er stabilisierte sich bei etwa $300 bis $400 pro Unze bis in die Mitte der 2000er Jahre.

Goldpreis

Mit der globalen Finanzkrise 2008 änderte sich das Bild erneut. Die Zentralbanken weltweit griffen auf Maßnahmen wie Quantitative Easing (QE) zurück, um die Märkte zu stützen, was den Goldpreis in die Höhe trieb. Ende 2011 überschritt der Goldpreis erstmals die Marke von $1.800 pro Unze, als die Eurozone mit einer Staatsschuldenkrise kämpfte und QE auf Hochtouren lief. In dieser Zeit wurde Gold oft als Schutz vor Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit gesehen, was sich in steigenden Preisen widerspiegelte.

Die aktuelle Goldrallye: Neue Kräfte am Werk

Der jüngste Anstieg des Goldpreises hat jedoch wenig mit den traditionellen Mechanismen zu tun, die in der Vergangenheit den Goldmarkt beherrschten. Während die Inflation stieg, folgte auch der Goldpreis, was erwartbar war. Doch bemerkenswert ist, dass der Goldpreis weiterhin steigt, obwohl die Inflation inzwischen rückläufig ist und die Zentralbanken sogar über Zinssenkungen nachdenken. Dies deutet darauf hin, dass andere Faktoren den Preis nach oben treiben.

Mehr zum Thema: Die rekordmäßige Nachfrage nach Gold hat begonnen – wie kluge Anleger noch frühzeitig einsteigen können

Ein entscheidender Faktor sind die massiven Goldkäufe durch Zentralbanken weltweit. Insbesondere die Zentralbanken von China, Indien und der Türkei haben ihre Goldreserven erheblich aufgestockt. Doch auch Russland spielte eine Schlüsselrolle in dieser Entwicklung und setzte bereits vor Jahren auf Gold, um sich gegen wirtschaftliche und geopolitische Risiken abzusichern.

Russland als Taktgeber: Die Strategie der Goldakkumulation

Russland begann seine umfangreichen Goldkäufe nach der Finanzkrise 2008. Damals hielt die russische Zentralbank rund 457 Tonnen Gold, bis 2014 stieg diese Menge auf 1.040 Tonnen an. Nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 und den daraufhin verhängten Sanktionen intensivierte Russland seine Käufe. Bis zum ersten Quartal 2020 hatte das Land seine Goldreserven auf 2.300 Tonnen erhöht.

Die Sanktionen, die Anfang 2022 als Reaktion auf die Invasion der Ukraine verhängt wurden, hatten weitreichende Auswirkungen. Sie verdeutlichten anderen Nationen, dass der US-Dollar als Druckmittel gegen sie eingesetzt werden könnte. Dies führte dazu, dass zahlreiche Zentralbanken begannen, ihre Reserven zu diversifizieren und verstärkt auf Gold zu setzen, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern.

Der Wert der russischen Goldreserven ist dadurch enorm gestiegen. Während die 2.300 Tonnen Gold im Jahr 2020 etwa $136 Milliarden wert waren, beläuft sich ihr heutiger Wert auf rund $184 Milliarden. Diese Entwicklung zeigt, wie strategisch Russland seine Goldkäufe vorangetrieben hat, um sich gegen wirtschaftliche Sanktionen zu wappnen.

Wie weit kann der Goldpreis noch steigen?

Die entscheidende Frage ist, wie hoch der Goldpreis in Zukunft noch klettern kann. Die Zentralbanken, die derzeit große Mengen an Gold kaufen, scheinen sich vom Preis nicht abschrecken zu lassen. „Diese Banken kaufen nicht, weil das Gold günstig ist, sondern weil sie es brauchen“, so ein Marktbeobachter. Solange diese Nachfrage besteht, könnte der Preis weiter steigen.

Der anhaltende Goldpreisanstieg hat erhebliche Konsequenzen für die globale Finanzlandschaft. Während westliche Länder sich traditionell auf den US-Dollar als Reservewährung verlassen haben, zeigt die aktuelle Entwicklung, dass immer mehr Nationen auf Gold setzen, um ihre finanzielle Unabhängigkeit zu sichern. Dies stellt die westlichen Zentralbanken vor neue Herausforderungen, und es bleibt abzuwarten, wie sie darauf reagieren werden.

Eines ist jedoch klar: Gold wird in den kommenden Jahren eine noch zentralere Rolle im globalen Wirtschaftssystem spielen, und die aktuellen Entwicklungen könnten die Machtverhältnisse auf den Finanzmärkten nachhaltig verändern.

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