Julian Assange: Ein Sieg für die Wahrheit und eine Anklage gegen den Westen
Julian Assange ist frei. Der Gründer von Wikileaks, der für seine Enthüllungen über Kriegsverbrechen und Regierungsgeheimnisse weltbekannt wurde, hat nach 1901 Tagen im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh seine Freiheit wiedererlangt. Ein Deal mit den USA, der seine Schuldeingeständnisse in Teilen der Spionage umfasst, führte dazu, dass er keine weitere Haftstrafe in den USA absitzen muss. Doch während weltweit die Erleichterung über seine Freilassung gefeiert wird, bleibt ein bitterer Beigeschmack: Die Pressefreiheit im Westen ist schwer angeschlagen.
Ein schmutziger Deal
Julian Assanges Freilassung basiert auf einer fragwürdigen Einigung mit dem amerikanischen Justizministerium. Er bekannte sich in einem Anklagepunkt der Spionage schuldig und erhielt im Gegenzug Straffreiheit für die übrigen Anklagepunkte sowie den Verzicht auf eine weitere Haftstrafe in den USA. Diese Vereinbarung, die noch gerichtlich bestätigt werden muss, ist weniger ein Sieg der Gerechtigkeit als ein Versuch der USA, das Gesicht zu wahren. Denn die jahrelange Verfolgung und Inhaftierung Assanges war eine unverhohlene Machtdemonstration gegen einen Mann, der es wagte, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Ein Martyrium
Seit seiner Verhaftung im Jahr 2010 konnte sich Assange nicht mehr frei bewegen. Sieben Jahre verbrachte er in der ecuadorianischen Botschaft in London, gefolgt von weiteren fünf Jahren im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Diese Jahre der Isolation und Haft haben an seinem Körper und Geist gezehrt. Assange galt als suizidgefährdet, ein Zustand, der die brutalen Bedingungen seiner Inhaftierung noch deutlicher macht.
Julian Assage
Die Reaktionen
Die Freilassung von Julian Assange hat weltweit Erleichterung ausgelöst. Seine Ehefrau Stella Assange und seine Kinder, die ihren Vater endlich wiedersehen können, stehen dabei im Mittelpunkt der emotionalen Reaktionen. Auch die Kollegen von Wikileaks und zahlreiche Unterstützer und Sympathisanten auf der ganzen Welt feiern diesen Moment als Sieg der Gerechtigkeit.
„Julian Assange ist frei. Er verließ das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh am Morgen des 24. Juni. Dort hatte er 1901 Tage verbracht,“ verkündete die von ihm gegründete Enthüllungsplattform Wikileaks auf Twitter.
Ein erschreckendes Signal
Assanges Fall zeigt die erschreckenden Risiken, die mit der Veröffentlichung von Regierungsgeheimnissen verbunden sind. Seine Enthüllungen, darunter geheime Dokumente über Kriegsverbrechen und diplomatische Kabel, haben weltweit für Aufsehen gesorgt und Regierungen in Bedrängnis gebracht. Während er für viele als Held der Informationsfreiheit gilt, betrachten ihn seine Gegner als Landesverräter und Spion.
„Jeder weiß nun, dass die Veröffentlichungsfreiheit im Westen lebensgefährlich ist, wenn sie die Legitimität der USA in Frage stellt,“ betont Milosz Matuschek, ein Journalist, der den Fall Assange intensiv verfolgt hat.
Ein Exempel statuieren
Die Behandlung von Julian Assange durch die USA und ihre Verbündeten hat viele Fragen über den Schutz von Whistleblowern und die Grenzen der Pressefreiheit aufgeworfen. Einige seiner Gegner wollten an ihm ein Exempel statuieren und potenzielle Nachahmer abschrecken. Dies zeigt sich auch in anderen historischen Fällen, wie der „Spiegel“-Affäre 1962 oder den Pentagon-Papers 1967, bei denen Enthüller ebenfalls unter Druck gesetzt wurden.
Die Zukunft der Pressefreiheit
Die Freilassung von Julian Assange markiert einen wichtigen Moment für die Pressefreiheit, doch die Herausforderungen bleiben bestehen. Die Tatsache, dass Assange jahrelang unter extremen Bedingungen inhaftiert war, wirft ein Schlaglicht auf die Gefahren, denen Journalisten und Whistleblower weltweit ausgesetzt sind. Seine Geschichte ist eine Mahnung, dass die Grundrechte der Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit kontinuierlich verteidigt werden müssen.
In diesem historischen Moment bleibt die Hoffnung, dass die Freilassung von Julian Assange nicht nur sein persönliches Schicksal erleichtert, sondern auch ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit des Schutzes von Journalisten und Whistleblowern schafft. Die Welt beobachtet genau, wie sich die USA und andere Nationen in Zukunft gegenüber denen verhalten, die die Wahrheit ans Licht bringen.