US-Verteidigungsminister James Mattis ist in Afghanistan gelandet und hat Gespräche mit Präsident Ashraf Ghani und anderen Spitzenbeamten geführt.
Bei einer Pressekonferenz hob Mattis das Ziel seines Besuchs hervor: die Beratung über die künftige Strategie der USA in Afghanistan. Über seine künftigen Empfehlungen hielt er sich jedoch bedeckt. Mit Blick auf die anhaltenden Herausforderungen sagte Mattis: „Das Jahr 2017 bringt weitere Schwierigkeiten für die tapferen afghanischen Streitkräfte und ihre internationalen Verbündeten mit sich, die in ihrem Kampf gegen den Terrorismus vereint sind.“
Mattis begann seine Reise im Zentrum der Operation Resolute Support, einer von der NATO geleiteten Initiative zur Ausbildung afghanischer Sicherheitseinheiten.
Sein Besuch in Kabul erfolgte nach einem brutalen Angriff auf einen Militärstützpunkt im Norden des Landes, bei dem über 100 afghanische Soldaten getötet oder verletzt wurden. Die Taliban erklärten sich für den Angriff auf Camp Shaheen verantwortlich und behaupteten, sie hätten Vergeltung für die Ermordung von zwei regionalen Beamten geübt.
Mattis beschrieb den Angriff auf die ahnungslosen Soldaten und bezeichnete die Taliban als „grausamen Feind“ und betonte: „Ihre Handlungen zeigen, dass es ihnen an echter religiöser Überzeugung fehlt. Das zeigt, warum unsere Solidarität mit dem afghanischen Volk gegen solche abscheulichen Taten unerlässlich ist.“
Eine hochrangige US-Militärquelle spekulierte, dass das berüchtigte Haqqani-Netzwerk, ein Taliban-Ableger, den Überfall inszeniert haben könnte. Angesichts der Komplexität des Anschlags wird davon ausgegangen, dass er monatelang geplant wurde, was auf die Beteiligung von Haqqani hindeutet. Die USA haben Pakistan immer wieder aufgefordert, gegen die Haqqani-Gruppe vorzugehen, die Berichten zufolge dort Zuflucht gefunden hat.
Zeitgleich mit der Ankunft von Mattis kündigte Präsident Ghani den Rücktritt seines Verteidigungsministers und seines Armeechefs an. Eine informierte Militärquelle gab an, dass diese Abgänge erwartet wurden, insbesondere nach einem von ISIS angeführten Angriff auf ein Militärkrankenhaus Anfang des Jahres.
Mattis war in letzter Zeit unter anderem in Saudi-Arabien, Ägypten, Israel, Katar und Dschibuti zu Gast. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums bestand das Ziel seiner Reise darin, wichtige militärische Partnerschaften der USA zu stärken, strategische Verbündete einzubinden und die Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung zu vertiefen.
Das US-Militär ist seit fast 16 Jahren in Afghanistan engagiert und kämpft gegen die hartnäckigen Taliban und andere extremistische Gruppierungen, darunter ISIS.
Während die USA die kürzliche Beseitigung des Taliban-Führers Quari Tayib feierten, wurde sie schnell von dem anschließenden Angriff auf Camp Sheehan überschattet. Der Kommandeur von Resolute Support, General John Nicholson, bekräftigte das Engagement der Koalition zur Unterstützung der afghanischen Truppen.
Unter Hinweis auf die instabile Lage beschrieb Nicholson die Sicherheitslage in Afghanistan zuvor als „Stillstand“ und bezog sich dabei auf mehrere Faktoren, von der Stabilität der Regierung bis hin zu ausländischen Einflüssen.
Derzeit sind etwa 8.400 US-amerikanische und 6.000 NATO- und verbündete Streitkräfte in Afghanistan stationiert. Nicholson ist der Ansicht, dass mehrere tausend zusätzliche Soldaten erforderlich sind, um die derzeitige Sackgasse zu überwinden.
Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass die afghanischen Sicherheitskräfte im vergangenen Jahr erhebliche Verluste zu beklagen hatten, während die internationalen Truppen weniger Opfer zu beklagen hatten, nachdem die Rolle der NATO-geführten Operation im Jahr 2014 übergegangen war. Aktuelle Analysen deuten auf eine Verschlechterung der Sicherheitslage im Lande hin.
In einer komplexen und sich wandelnden Landschaft bleibt Afghanistan eine zentrale Front im globalen Krieg gegen den Terrorismus. Angesichts zahlreicher internationaler Akteure und einer anhaltenden Bedrohung durch Aufständische ist der Weg des Landes zu Frieden und Stabilität eine Herausforderung. Die jüngsten Ereignisse unterstreichen die Notwendigkeit fundierter Strategien, dauerhafter Partnerschaften und eines Engagements für eine bessere Zukunft des afghanischen Volkes.